Vor ein paar Wochen war auf web.de ein Interview mit dem Autor Philipp Möller zu lesen. Dieser Artikel ist meines Erachtens ein Paradebeispiel für viele derzeit veröffentlichte Beiträge zum Thema Klimawandel. Den kompletten Artikel zu analysieren, würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Ich werde mich damit begnügen nur auf eine kurze Passage zu Anfang des Interviews einzugehen, da die komplette Argumentationskette hierauf aufbaut.
(…) Was ist mit dem Planeten insgesamt? Dem Klimawandel?
Ein stabiles Klima gab es noch nie, und weil es im Zuge der ausklingenden Warmzeit innerhalb der Eiszeit, in der wir leben, eigentlich immer kälter werden müsste, haben wir mit dem bisherigen Ausstoß von CO2 eher eine Katastrophe verhindert, als eine erschaffen – denn zwei Grad kälter wären bedeutend problematischer als zwei Grad wärmer!
Quelle: https://web.de/magazine/wissen/natur-umwelt/greta-thunberg-heiland-philipp-moeller-warnt-quasireligioesen-zuegen-klimaaktivismus-34146916
Die Art der Formulierung und die Verlinkung zu einem sehr ausführlichen Wikipedia Artikel hinterlässt den Eindruck, dass sich hier jemand ernsthaft, geradezu wissenschaftlich mit der Problematik auseinander gesetzt hat. Der Link wurde wahrscheinlich von der Redaktion und nicht von Herrn Möller eingefügt. Dies spielt aber auch keine Rolle – denn es geht um den beim Leser erweckten Anschein.
Die Aussage hält einer objektiven Überprüfung nicht stand. Dazu muss man nichts weiter tun, als den verlinkten Wikipedia Artikel zu lesen, dort steht nämlich:
Der (…) (derzeit) herrschende Abkühlungstrend von ca. 0,12 °C pro Jahrtausend gilt als Vorbote einer erneuten Kaltzeit, die jedoch im Rahmen natürlicher Klimaveränderungen erst in 30.000 bis 50.000 Jahren erwartet wird.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eiszeitalter#Das_gegenw%25C3%25A4rtige_Eiszeitalter
Tatsächlich befinden wir uns erdgeschichtlich betrachtet in einem Eiszeitalter. Per Definition ist dies der Fall, wenn wenigstens eine der Polkappen vergletschert ist. Mit “Kaltzeit” ist in dem Artikel genau das gemeint, was der Laie als Eiszeit (Ice Age) aus Schule oder Filmen kennt. Auch dies ist im Wikipedia Artikel zu lesen, dem die meisten Leser des Artikels wahrscheinlich nicht gefolgt sind. Ich empfehle, wenigstens die ersten beiden Absätze vollständig zu lesen, um die Begrifflichkeiten nachvollziehen zu können.
Herr Möller stellt die vom Menschen durch Verstärkung des Treibhauseffektes erzeugte Klimaerwärmung als eine hilfreiche Abschwächung des natürlichen Trends dar. Die Rechnung geht jedoch nicht auf.
Globale Jahresmittelwerte der bodennahen Lufttemperatur und Jahrzehntmittelwerte
Quelle: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Aktuelle_Klima%C3%A4nderungen
Wenn man diese Grafik betrachtet, kommt man auf eine Erwärmung des Weltklimas von wenigstens 0,6°C im Verlaufe der letzten 40 Jahre. Wenn man dem die natürliche Abkühlung des Klimas im Eiszeitalter gegenüber stellt, zeigt sich, dass diese Werte sich nur dann gegenseitig aufheben würden, wenn die Erwärmung nicht in 40, sondern in 5000 Jahren stattgefunden hätte.
Hier genau liegt auch das Problem. Es ist albern, sich darüber Gedanken zu machen ob man eine wärmere oder kältere Welt bevorzugt. Denn für die Bewohner unseres Planeten ist dies nicht entscheidend – den Ausschlag gibt einzig und allein die Geschwindigkeit, in der sich das Klima verändert.
Ein gutes Beispiel um dies verstehen zu können, bietet die Betrachtung des Eisbären. Wahrscheinlich haben die meisten schon einmal aktuelle Bilder mit abgemagerten Eisbären gesehen. Mit der rasant fortschreitende Schmelze des Eises im Nordpolarmeer schwindet die Lebensgrundlage für Tiere, die sich an diesen Lebensraum angepasst haben. Würde dies auch passieren, wenn sich die Erde langsam erwärmen würde? Das würde es nicht, denn die Natur hätte die Chance sich anzupassen. Der Eisbär würde sich langsam zu einem Landbären entwickeln.
Schaut man zurück in die Erdgeschichte, trifft man immer wieder auf Spezies, die aussterben mussten. Dies geschah (auch) aufgrund plötzlicher Klimawandel Prozesse. Diese waren aber keine Folge der natürlichen Abfolge von Warm- und Eiszeitaltern. Plötzliche Klimaveränderungen haben andere Gründe. So werden in der Wissenschaft gigantische Vulkanausbrüche und Meteoriteneinschläge für massenhaftes Aussterben von ganzen Spezies vermutet.
Das Schaffen des Menschen wirkt sich für unser Klima also wie der Einschlag eines großen Meteoriten aus.!
Ich finde es wichtig, sich ab und zu die Mühe zu machen, solche Aussagen richtig zu stellen. Leider werden sie vielfach geteilt und als Belege herangeführt. Damit wird aus meiner Sicht ein Teil der Bevölkerung gezielt manipuliert und der Klimawandel, ein Thema, bei dem Einigkeit herrschen sollte, zu einem Politikum gemacht.